Die Universitätssternwarte von Triest ist am Rande des Vororts Basovizza etwa 10 Autominuten vom Stadtrand und 1 km von der italienisch-slowenischen Grenze entfernt angesiedelt. Da die Großstadt hinter der mehrere hundert Meter abfallenden Karstschwelle verborgen liegt, ist der Nachthimmel über dem Sternwartengelände erstaunlicherweise so dunkel, dass in mondlosen Nächten sogar die Milchstraße beobachtet werden kann; nur am Westhorizont ist die Aufhellung durch den Widerschein der Hafenanlagen zu bemerken.
Das Mikrometer, das Friedrich Georg Wilhelm Struve zu Doppelsternvermessungen nutzte |
Meine Frau und ich besuchten die Sternwarte in Basovizza am 17. April 2019. Der Beinahe-Vollmond war eine große Erleichterung, denn vom öffentlichen Parkplatz sind ein paar Gehminuten über einen völlig unbeleuchteten Karstwaldweg zurückzulegen. Das Sternwartengelände umfasste mehrere Gebäude, darunter auch einen Schulungs- und Hörsaal; geöffnet war ein 25 Meter durchmessender Kuppelbau, die Specola Margherita Hack, der sowohl den Beobachtungsraum beherbergt als auch als Projektionsfläche für ein Kleinplanetarium dient (das nur an Wolkentagen genutzt wird). Im Gebäudesockel sind ferner zwei Museumsräume eingerichtet; der eine zeigt historische Instrumente, die z. T. in das Jahr 1750 zurückreichen, der andere ist der Beteiligung der Triestiner Universität an Projekten der Europäischen Südsternwarte und anderen Institutionen gewidmet.
Vortragsleiter Conrad Böhm, der trotz seines Namens Deutsch nur als Fremdsprache spricht, mit dem 60-cm-Reflektor |
Das enthaltene Teleskop ist ein 60-cm-Reflektor mit computergesteuerter Nachführung; allerdings nahm der Vortragsleiter nach jeder Anfahrt manuelle Feinabstimmungen vor, um das Zielobjekt in das Okular zu holen. Nach einer Einführung in die Technik des Teleskops und seiner Montierung wurde die drehbare Kuppel aufgefahren, und wir bekamen Eindrücke geboten, zu welcher Leistung das Specola Margherita Hack fähig ist.
Beteigeuze wuchs zu einem strahlenfunkelnden orangenen Juwel von unglaublicher Intensität. Der offene Sternhaufen M35 gelangte so formatfüllend ins Sichtfeld wie die Plejaden in einem besseren Feldstecher. Vertrautere Anblicke bot dagegen der Mond, der sich ähnlich zeigte wie in unseren Wiesbadener Instrumenten, trotz Vorsatzfilter aber für eine kurzzeitige Blendung auf dem beobachtenden Auge sorgte. Leider verhinderten aufziehende Wolken den Versuch der Veranstalter, noch M13 und Gamma Leonis zu zeigen, und mit Planeten sieht es derzeit am Abendhimmel ja eher mau aus. Ein Grund für uns, im Sommer wiederzukommen!
Der Reflektor in Aktion: Ein letzter Blick auf den Mond, während die Wolken aufziehen |
Die Termine für Einzelbesucher im Osservatorio Astronomico di Trieste sind auf 25 Personen beschränkt – die Plätze sind zwar immer ausverkauft, es waren an diesem Abend dennoch nur 16 Teilnehmer anwesend -, eine Voranmeldung online ist erforderlich. Bei Eintreffen wird eine Namensliste abgeglichen, der Eintritt kostet für Erwachsene 6 €. Die Führung wird in italienischer Sprache gehalten, wir hatten aber wenig Schwierigkeiten, den Inhalten zu folgen; auf Anfrage ist man auch gerne bereit, das Wesentliche noch einmal auf Englisch zusammenzufassen. Die meisten Beschriftungen in den Ausstellungsräumen sind dreisprachig Italienisch/Englisch/Deutsch angelegt.
Andreas Möhn